Gleich meine allererste Praxisaufgabe war ein anspruchsvoller Kundenauftrag, der über mehrere Monate lief. Was ich während dieser Zeit gelernt habe und welchen technischen Herausforderungen ich mich stellen musste, möchte ich im Folgenden darstellen.
Kunst trifft Digitalität
Als ich im vergangenen Sommer meinen Ausbildungsvertrag bei der GzEvD unterschrieb, wusste ich natürlich von den verschiedenartigen Geschäftsbereichen der Firma. Trotzdem war ich überrascht, als ich erfuhr, was mein erster Einsatz sein würde: Eine Kunstausstellung! Ein Grafiker wollte seine Werke in einer virtuellen Face-to-Face-Galerie mit Publikum präsentieren. Exponuevo.de, so der Projektname, sollte Kunstbetrachtung digital und interaktiv erlebbar machen. Das klang spannend.
Auch wenn mein Ausbildungsbeginn später angesetzt war, war ich im August beim Kennenlerntreffen mit dem Künstler dabei. Friedhelm Maria Leistner (Rufname: Friedel) hatte mit unserem Geschäftsführer früher schon einmal zusammengearbeitet. So herrschte sofort eine sehr konstruktive Stimmung zwischen uns allen und ich fühlte mich gleich viel weniger unsicher.
Open-Source-Software
Von Anfang an standen ein paar grundlegende technische Dinge fest: So sollte auf jeden Fall Open-Source-Software genutzt werden. Denn der offene Quellcode erlaubt es, Tools weiterzuentwickeln und für unsere Zwecke anzupassen.
Als Rahmensystem war die Wahl auf WorkAdventure gefallen. Das ist eine Art Spiel-Engine, die es ermöglicht, Karten online sichtbar und begehbar zu machen. Auch Eigenschaften wie Sounds oder abgesperrte Bereiche werden dabei erkannt. Und der Austausch mit anderen Besuchern über Kamera und Mikrofon lässt sich ebenfalls umsetzen. Damit sind die wichtigsten Ideen und Wünsche für das Vorhaben schon einmal machbar. Als Map-Editor ergab sich zwangsläufig die Anwendung Tiled.
Zunächst machte ich mich anhand der angebotenen Tutorials mit den beiden Programmen WorkAdventure und Tiled bekannt. Dort sind viele fertige Vorlagen, die man frei nutzen kann, aber sie sehen durchgehend nach einem pixeligen 8-Bit-2D-Computergame aus - was Friedel überhaupt nicht gefiel! Denn Exponuevo.de sollte doch seinem persönlichen Stil entsprechen und zu seinen Kunstwerken passen.
Eigene Wege
So experimentierte er mit Skizzen auf Kachelfeldern und fand schließlich seine eigene Form: Alle seine Entwürfe wirken, obwohl sie natürlich digital entstanden sind, handgezeichnet, mit schwarzen Umrissstrichen, die auch mal "krumm" sind. Während er fleißig scribbelte und sich auf die künstlerische Ausführung konzentrierte, half ich ihm bei technischen Problemen und Fragen der Umsetzung.
Viele Möglichkeiten der Maps – wie Sound, "Kollision" oder „Ruhe-Zonen“ – sind im Laufe der Jahre von der WA-Community entwickelt worden und sofort verwendbar. Manche Funktionen, die wir uns überlegten, waren jedoch gar nicht vorhanden, so dass wir sie selber coden mussten. Für das Schreiben der Scripts nutzten wir TypeScript, eine ähnliche Version zur bekannten Programmiersprache JavaScript. Damit ich mich mit TypeScript vertraut machen konnte, testete ich aus, wie sich in einem definierten Rasterbereich Uhrzeit und Wetter anzeigen ließen. Auch wenn diese Idee keinen Platz im späteren Verlauf fand, war das ein guter Einstieg ins Scripten.
Die nächste Ausstellung findet dort am 15. Mai 2023, einem Montag, von 19 bis 21 Uhr statt. Ihr seid alle herzlich eingeladen! Schaut euch bis dahin mal die Website von Exponuevo.de an!