Framework Laptop

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In meiner Welt als Geschäftsführer kommen ja Mitarbeitende zuerst. Schon öfter wollte ich mir endlich einen neuen Rechner zulegen, aber spätestens, wenn ich die bestellte Ware auspackte, wurden meine eigenen Wünsche stets von den großen Augen der Kolleg*innen überschrieben. Jedes Mal verzichtete ich dann, reichte das Gelieferte weiter - und blieb an meinem MacBook "von damals" sitzen.

Reverse Thinking

Als ich besagten alten Computer seinerzeit einrichtete, ersetzte ich das OSX-Betriebssystem durch die Linux-Distribution Manjaro. Dabei wurde mir zum ersten Mal schmerzlich bewusst, dass neben Open-Source-Software ebenfalls die Hardware eine entscheidende Rolle spielt. Die in Apple-Geräten verbauten Komponenten sind größtenteils proprietär. Dankenswerterweise hatten Menschen Lebenszeit geopfert, um - per Reverse Engineering - vom fertigen Produkt rückwärts die Ausgangskonstruktion nachzuvollziehen und so wenigstens  eine rudimentäre Unterstützung der Schnittstellen unter Linux zu ermöglichen.

Was die Kamera anging, hatte das Substitut deutliche Qualitätseinbußen zur Folge: Über Jahre hinweg war ich tatsächlich für viele Teilnehmende in Videokonferenzen die Motivation, "mal wieder Queen zu hören". Zu sehr erinnerte sie meine Erscheinung an das legendäre zweite Plattencover der britischen Rockband.

Ja, das war kein cooler Filter. Das war das Beste, was der Treiber aus der im MacBook verbauten Hardware herausholen konnte.

Im letzten Jahr bin ich durch Zufall auf das Startup Framework aufmerksam geworden.

"Die Welt der Unterhaltungselektronik ist defekt. Wir alle haben schon die Erfahrung gemacht, dass ein Bildschirm, eine Taste oder ein Anschluss kaputt ist und nicht repariert werden kann, dass die Akkulaufzeit nachlässt, ohne dass es eine Möglichkeit gibt, den Akku zu ersetzen, oder dass man keinen weiteren Speicherplatz hinzufügen kann, wenn er voll ist. Das ist ärgerlich und zwingt uns dazu, unnötig und teuer neue Produkte zu kaufen, um Probleme zu umgehen, die eigentlich einfach zu lösen sein sollten."

Die Philosophie gefiel mir sofort: Ein Laptop zum (Selber-)Reparieren, Aufrüsten und Anpassen. Langlebig. Zukunftsorientiert. Nachhaltigkeit pur.

Open-Source-Denken

Mit den gewünschten Komponenten kann der Framework Computer sowohl in Einzelteilen als auch bereits zusammengebaut gekauft werden. Als Kunde habe ich Zugriff auf alle Informationen, Werkzeuge, Bausätze und Ersatzteile, die für Setup-, Upgrade- und Repair-Aktionen nötig sind. Auf der Website finden sich ausführliche Anleitungen inklusive Videos, die jeden Montageschritt zeigen. Statt Verlötung und Klebstoff im Innenleben werden Schrauben eingesetzt. Durch die vielen wählbaren Module lässt sich das Notebook auf die individuellen Bedürfnisse abstimmen und maßgeschnitten konfigurieren. Und jederzeit kann man ändern und austauschen.

Ja, so ein Gerät musste ich mir unbedingt besorgen! Jeden Welpenblick meiner Kolleg*innen hab ich ignoriert. Das war jetzt meins. Ich wollte meine Erfahrungen damit machen. Ich wollte damit arbeiten. Keine Chance. Keine!

Und da ist es. Das neue Arbeitsgerät - und die ersten Erfahrungen.

Ich hab noch nie ein so langweiliges technisches Gerät gekauft: Es funktioniert schlichtweg. Es fühlt sich richtig an. Vom Tastenanschlag her, von der Darstellung auf dem Bildschirm, der problemlosen Installation von Manjaro, vom schlanken Design und vom Gewicht. Es ist ein Leichtgewicht.

Do it yourself

Geliefert wird ein durchdachtes Paket mit dem Framework Laptop, den auswechselbaren Expansion Cards für unterschiedliche Einsatzgebiete und einem Schraubendreher mit Schraubenantrieb T5. EINER! Wer jemals bei einem MacBook den Akku austauschen musste, hat eine Ahnung davon, was EIN Tool bedeutet.

Da ich die Ausführung in der DIY Edition vorbestellt hatte, bestand meine erste Handlung darin, das Gehäuse zu öffnen. Liebevolle Details erwarteten mich auch "unter der Haube". 

Nach Einbau von Speicher und Storage gelang die Installation auf Basis von Arch Linux problemlos. Die 64 GB RAM sind aktuell übertrieben. Ich bin im Alltag noch nie über einen Bedarf von 20 GB RAM hinaus geraten. Da ich zwei 32-GB-Riegel verbaut habe, kann ich einen davon in ein nächstes Framework Laptop stecken. Die Teammitglieder hatten ja bereits Interesse signalisiert ;)

Als Startup macht Framework Computer Inc ganz viel richtig. Was aktuell noch fehlt: ein Ticketsystem - und ein ordentlicher Rechnungsworkflow. Vor allem Letzteres wird die eine oder andere Bestellung durch Firmen verunmöglichen. In der Wissensdatenbank finden sich dazu bereits Artikel.

PS: Auf meinen lieb gewonnenen "Queen-Filter" muss ich ab sofort leider verzichten. 

 

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